Welche Erwartungen hast du jetzt mit dem Album im Gepäck?
Seltsam, die Frage wird mir öfter gestellt. Na was Popstars so erwarten, Sektbäder und den Kühlschrank voller Kaviar. Scherz! Ich erwarte gar nichts. Musik ist die einzige Sache bei mir, wo der Spruch „Der Weg ist das Ziel“ für mich total passt. Es gibt kein Ziel. Ich liebe es Musik zu machen, ich liebe es mit Greg im Studio zu sein und neue Songs zu kreieren, ich liebe es mit den Leuten auf den Konzerten zu feiern. Das Album ist also nicht unbedingt das Ziel, sondern eine Dokumentation des Weges der letzten drei Jahre. Und außerdem mache ich mir ja mit dem Album auch selbst ein gutes Geschenk zum Geburtstag. Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn bei den Leuten am 11.Juli die selbe Musik läuft, wie auf meiner Party und sie somit geistig mitfeiern.

Glaubst du daran, dass du mit deinen Texten etwas in den Köpfen der Hörer bewegst?
Ich glaube es nicht nur, ich weiß es. Man hat auch eine gewisse Verantwortung als Künstler. Als ich damals die 2 Nummern für das Brandstifter-Album aufgenommen habe, hab ich nach dem Release krasses Feedback bekommen. Die Songs waren recht pessimistisch und ich hatte dann Mails und Gästebuch-Einträge von Leuten bekommen, die sich da voll darin wieder gefunden haben. Das Ding war nur, die Songs kamen 3 Jahre, nach dem ich sie geschrieben habe raus. Ich war längst aus meiner Depristimmung raus, in der ich war und habe auch gelernt, mit den Situationen umzugehen, die mich damals belastet haben. Und jetzt schreiben dir auf einmal Leute, dass es ihn auch so gehen würde. Da hatte ich irgendwie ein schlechtes Gewissen, meine „Altlast“ abgeladen zu haben und sie dann damit allein gelassen zu haben. Die psychologische Wirkung eines Songs ist mir dadurch erst einmal richtig bewusst geworden. Ich habe meinen „Seelen-Müll“ mit ihnen geteilt, aber keinen Weg gezeigt, ihn zu entsorgen, abgesehen davon, dass ich es zu der Zeit selbst nicht wusste. Das hat meine Schreibweise nachhaltig beeinflusst. Mir hat die Art von Rio Reiser gefallen, in seinen Texten Missstände aufzugreifen, aber im Refrain immer wieder, das Gefühl zu geben, „hey, gemeinsam schaffen wir das“, das war eine Art, die ich für weitaus sinnvoller und produktiver empfand. Das ist übrigens auch etwas, dass ich an dem aktuellen Rapgeschehen kritisiere. Viele Rapper erzählen den Kids, dass alles scheiße ist und lassen sie mit diesem bitteren Gefühl alleine. Und der Frust wird größer, anstatt, das diese vorhandenen Energien neu kanalisiert werden, um sie für positive Veränderung zu nutzen.

Was würdest du dir wünschen, was der Hörer empfinden und denken soll, wenn er dein Album hört?
Für den Anfang reicht es mir, wenn er es sich holt! (grinst) Aber im Ernst, es würde mich freuen, wenn die Hörer eine Stunde lang gut unterhalten worden sind. Im besten Fall so, dass sie viele weitere Stunden davon unterhalten werden wollen und im aller besten Fall, ein Album zu hause haben, von dem sie ein oder zwei Jahre später sagen „oh ja, dieser Sommer war geil, ich hab dies und jenes gemacht und das Album hat mich dabei begleitet“. Wenn ich heute das „The Score“ Album von den Fugees höre, bin ich wieder 16. Ich sehe Bilder und Gesichter vor mir und rieche sogar fast den Frühling. Und das war für mich vor 12 Jahren. Krass, was Musik bewirken kann.

Wie eng bist du mit Soundsystems hier in Deutschland verwurzelt bzw. verfolgst du das Geschehen in der Szene?

Natürlich verfolge ich, was da so geht. Die Soundsystems sind das Fundament der Reggae-Szene. Ohne diese verrückten Jungs und Mädels da draußen, die sich die ganzen Nächte um die Ohren schlagen, um der Massive einzuheizen, gäbe es hier gar keinen Reggae. Sie spielen die Tunes und machen sie zu Untergrund-Hits. Oftmals sind es die Sounds, die die Veranstaltungen machen und die Künstler buchen. Kommerziell gesehen ist Reggae hier viel zu uninteressant für die großen Medien, die supporten das gar nicht, außer, wenn etwas so groß geworden ist, dass sie nicht mehr daran vorbei kommen. Die Sounds halten Reggae hier am Leben. Big up an alle Soundsystems da draußen, die positive Vibes verbreiten!