everton blender


Everton Dennis Williams aka Everton Blender gehört zu den Conscious Dancehall-Artists, die seit Anfang/Mitte der 90er Jahre grundsolide und gute Musik abliefern. Seinem Ruf als erstklassigen Roots-Sänger macht er alle Ehre, denn unzählige Hits wie „Lift Up Your Head“, „Ghetto People Song“ und „Blend Dem,“ gehören für Roots-Fans längst zu den kulturellen Hymnen unserer Zeit. Der Gesangsstil, seine Sanftheit und die positive Ausstrahlung sind besondere Merkmale für den erfolgreichen jamaikanischen Künstler.Everton Blender @ Myspace

Fotos von Corinna Arndt

Das auch sein Weg zur Spitze wie bei vielen anderen bekannten jamaikanischen Stars nicht leicht war, kann man sich denken. Doch harte Arbeit, sein tiefer Glaube und die Gründung seines „Blend Dem Productions“ Labels brachten die erwünschte Karriere. Die Reggae- Legende fördert aber auch junge Talente wie Tochter Isha Blender, aufgehender Reggae- Star Jamaikas und Sängerin erster Güte. Auch bekannte Sänger wie Yami Bolo, Prezident Brown, Tony Rebel und Louie Culture wissen die Qualitäten des „Family Man‘s“ zu schätzen und arbeiteten mit ihm zusammen. Um noch mehr über den Nyahbinghi Rasta in Erfahrung zu bringen, führten wir ein umfangreiches Gespräch und erfuhren so mehr über sein Leben, seine Gedanken und zukünftigen Pläne.

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Big Up! Everton, erzähl ein wenig über dich. Stimmt es, dass du vor deiner Musikkarriere als Zimmermann gearbeitet hast?
E. Blender: Ich bin schon sehr lange im Musikbusiness und habe bereits mit sechs Jahren mit dem Singen angefangen. Für mich bedeutet Musik Leben und hat Substanz. In dieser Zeit konnte ich noch nicht von meiner Musik leben, also hatte ich verschiedene Jobs. Unter anderem arbeitete ich als Zimmermann und Anstreicher um mir ein bisschen was dazu zu verdienen. Lieber arbeite ich hart für mein Geld, denn stehlen oder Leute auszurauben war nie mein Ding.

Big Up! Was brachte dich zum Reggae?
E. Blender: Ich wuchs mit großartigen Künstlern wie Sugar Minott, Dennis Brown, Impressions, Alton Ellis, Nat King Cole und einigen anderen auf. So konnte ich bereits als Jugendlicher die natürliche Mystik von Reggae-Musik erfassen.

Big Up! Gibt es speziell je einen Künstler oder eine Band die dich beeinflusst hat?
E. Blender: Wie schon eben erwähnt hörte ich diese ganzen Artists, wie die Impressions oder die Heptones. Was sie spielten war fürs Herz. Das sind Songs die für immer bleiben. Sie sind unvergesslich, denn das zeichnet gute Musik aus.

Big Up! Du hast bei „Destiny Outernational“ mit Leuten wie Garnet Silk zusammengearbeitet. Wie war diese Zeit für dich?
E. Blender: Ich sang bereits für viele Soundsystems, unter anderem auch für Destiny’s, Aqua, Papa Leo, Papa Roots und Jah Mike von Emperor Lord. Inspiriert wurde ich von vielen großartigen Künstlern und ich hatte nie gedacht, dass ich es selbst auch mal soweit bringen würde. Entmutigen ließ ich mich jedoch nie aber ich prahlte auch nicht, sondern ließ mich von dem was passierte überraschen. Heute ist es schon zu sehen, dass die meisten unserer Familie ebenso erfolgreich sind, wie zum Beispiel auch Garnet Silk, Uton Green, Tony Rebel, Joker Irie, Shabba Ranks und viele mehr.

Big Up! Wann hast du dein erstes Album veröffentlicht?
E. Blender: Mein erstes Album „Lift up your head“ erschien ’94, zwei Jahre später folgte das Album „Piece of Blender“.

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Big Up! Wie bist du eigentlich zu deinem Namen gekommen?
E. Blender: Als ich noch in Kingston lebte, mochten viele meinen Gesang. Damals hieß ich noch Everton Williams. Viele sagten, dass ich mir besser einen Künstlernamen zulegen solle. Zuerst wollte ich mich Booba Roon nennen. Zu der Zeit gab es viele ähnliche Namen und man fragte mich oft ob ich DJ oder Toaster wäre. Daraufhin entschied ich mich, mich Everton Blender zu nennen. Der Name kam ziemlich gut an und somit behielt ich ihn. So einfach!

Big Up! Einer deiner Spitznamen lautet der „Family Man“. Wie wichtig ist die Familie für dich?
E. Blender: (lacht) Everton Blender, der „Family Man“, liebt die Familie als Institution. Diese zu bewahren ist eines meiner Ziele. Man muss die Familie achten und lieben. Man muss bedenken, dass da draußen genug junge Menschen und Kinder ohne Eltern, die ihnen Liebe geben aufwachsen müssen. Niemand lässt sie wissen, dass sie vollwertige Menschen sind. Es ist nicht richtig, wenn junge Frauen gar Mädchen schwanger werden und dann allein in Armut leben müssen. Familie ist ein Teil des Lebens und als „Family Man“ nehme ich Anteil daran, lasse sie dies auch wissen und schütze sie. Man weiß nie was passieren wird. Eine Tages kommen dieselben Kinder zurück und haben etwas erreicht.  Das ist der Grund warum man Kinder lieben muss, denn du musst wissen, du hast den besten Vater getroffen, den man sich in Jamaika vorstellen kann! (lacht) Ich liebe die Familie.



Big Up! Arbeitest du gerade wieder an einem neuen Projekt?
E. Blender: Ich produziere gerade überwiegend andere Artists. Unter anderem auch meine Tochter Isha Blender. Wir haben schon Songs zusammen mit Morgan’s Heritage und George Nooks. Außerdem haben wir viele junge Künstler wie Mark Wonder, Ishanti und Macka Beard, die jetzt mit ihren Songs bekannt werden Für eine Menge dieser Künstler, die gerade versuchen was zu erreichen, ist diese Kultur des „Erziehens“ Teil der Musik und sehr wichtig. Sie müssen an vieles herangeführt werden, damit die nächsten fünfundzwanzig bis fünfzig Jahre eine konstruktive Zusammenarbeit stattfinden kann.

 

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Big Up! Du hast ja dein eigenes Label, die Blend Dem Productions. Wie ist es für dich mit so vielen verschiedenen Bands und Artists zusammenzuarbeiten?
E. Blender: Manchmal arbeitet man mit Bands und manchmal ist man auf Tour aber die ist meist sehr teuer. Man muss das alles tun um seine Arbeit gut zu erledigen. Es ist kein Problem mit anderen Bands zusammenzuarbeiten, denn es gibt viele die ihren Job sehr gut machen. Trotzdem muss man viel mit ihnen üben, denn es ist ja nicht die eigene Band. Natürlich gibt es auch gute Bands, wie zum Beispiel House of Riddim, die absolut wissen was sie tun. Es ist gut eine eigene Band zu haben aber es macht mir auch Spaß mit anderen zu spielen.

Big Up! Welche jungen Artists gefallen dir derzeit?
E. Blender: Als erstes wäre da natürlich meine junge Tochter Isha Blender. Es gibt ein paar gute junge Artists an deren Namen ich mich nicht unbedingt immer erinnere, weil sie noch so unheimlich jung sind aber sie machen wunderbare Musik wie zum Beispiel Fantan Mojah.

Big Up! Wie hat Rasta dein Leben verändert? Was bedeutet es für dich?
E. Blender: Die Rastaphilosophie begleitet und führt mich seit meiner Jugend und sagt mir alles was ich wissen muss, deshalb gebe ich gern ein kleines Stück ab. Rastafari ist mehr als nur Herb rauchen! Manchmal bringt es dir etwas Außergewöhnliches im Leben. Es ist ein Licht das so hell leuchtet, dass es jeder sehen kann. Manchmal ist es jedoch so, dass die, die Augen haben es nicht sehen können. Es gibt viel Gutes was dir passieren kann. Wenn du was über Rasta wissen möchtest, musst du die Wahrheit sehen und wenn du die Wahrheit siehst, weißt du auch was über Rastafari. Wenn die Leute richtig denken und diesen Weg gehen wollen, muss man das wissen und man muss die Präsenz des Allmächtigen bedenken, denn er zeigt dir den richtigen Weg. Viele sagen, sie wären Rastas aber sie wissen nicht was das bedeutet. Sie sind nur der langhaarige Harry, Johnny oder Brown aber sie sind keine Rastas. Wer dabei an Korruption denkt und daran das Menschen unterdrückt werden, der kennt Rasta nicht. Rasta ist eine saubere Sache!

Big Up! Wir leben in einer politisch und religiös erschütterten Welt. Was denkst du kann der Einzelne verändern?
E. Blender: Wir wissen, dass wir in einer solchen Welt leben. Wir müssen Dinge tun, die spirituell sind. Wir wissen auch, dass es Menschen gibt, die einen vom Glauben abbringen wollen. Man muss jedoch in seinen Glauben vertrauen. Es ist wichtig seine „Headings“ zu kennen und ihnen zu folgen. Manchmal versuchen dir andere ihre Erfahrungen aufzuzwängen aber du musst alles selbst herausfinden und nicht immer dem folgen was andere sagen. Die eigene Individualität ist für mich sehr wichtig. Man muss weise sein und bei Gott anfragen um etwas zu verändern und um Größe zu erlangen.

Big Up! Gibt es noch irgendwas besonderes was du den Leuten da draußen mitteilen möchtest?
E. Blender: Allen Menschen da draußen und allen in der Welt möchte ich sagen, dass ihr euch untereinander lieben und niemals schlecht zueinander sein sollt. Neidet nicht das Glück des anderen, denn nach jedem Regen kommt Sonnenschein. Passt auf euch auf, versucht das Richtige zu tun und bleibt anständig. Ich danke euch! Möge Gott euch auf all euren Wegen behüten.
One love, blessed love! Und denkt daran, ihr müsst gute Lieder singen. Everton Blender sagt euch das, damit die nächsten fünfundzwanzig bis fünfzig Jahre gut werden. (CW/YAF)


weitere Infos zu Everton Blender:
www.myspace.com/evertonblender

Audio Interview bei uns im Big Up! Podcast

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